Teufelsberg geschichte

Kleine Teufelsberg-Geschichte

Im Nationalsozialismus – Wissenschafts-Campus für die Rüstung
Dort wo sich heute der Teufelsberg befindet, sollte – so war es unter den Nationalsozialisten im Rahmen ihrer Ideen für die „Welthauptstadt Germania“ geplant – eine Hochschul-Stadt entstehen. Mit dem ersten Gebäude wurde schon vor dem Krieg angefangen: von 1937 bis 1940 wurde der Rohbau für eine Wehrtechnische Fakultät errichtet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg – die Berliner erobern ihren Berg

Die Überresteeste des Fakultäts-Rohbaus wurden zwischen 1950 und 1972 mit bis zu 800 LKW-Ladungen Trümmerschutt täglich verfüllt. Die Trümmer von etwa einem Drittel aller in Berlin zerstörten Häuser liegen unter dem Teufelsberg. Ab 1972 wurde das gesamte Gelände renaturiert und mit Bäumen bepflanzt. Das Areal des Teufelsbergs wurde sofort nach der Renaturierung von den Berliner als Sportareal angenommen. Nicht nur einen Kletterturm (des Deutschen Alpenvereins) gibt es hier, zuweilen wurde sogar richtiger Wintersport betrieben, es gab eine Rodelbahn, einen Skihang, eine Sprungschanze und sogar einen Schlepplift – dieser musste aber 1972, weil er die Funksignale der Alliierten störte – abgebaut werden. Zur 750-Jahr-Feier Berlins 1987 wurde am Teufelsberghang sogar ein Weltcup im Slalom veranstaltet. Auch noch heute gibt es eine Skiabfahrt, auf der sich bei viel Schnee die Berliner Wintersportler tummeln. In den 1970er- und 1980er-Jahren wurde am Südhang des Teufelsberges Wein angebaut, aus dem das „Wilmersdorfer Teufelströpfchen“ gekeltert wurde. 1984 wurde der Rebhang verlegt und befindet sich nun am Eisstadion Wilmersdorf. Jährlich wurden 250kg Trauben (u.a. Weißer Riesling) geerntet und zu 120 Liter Wein verarbeitet.

Während des “Kalten Krieges” – Horchposten auf dem “T’Berg”

Aber nicht nur die Freizeitbegeisterten entdeckten den Teufelsberg. Schon 1957 okkupierte die US-Armee den Berggipfel – denn als höchstgelegene Erhebung in Westberlin – war er ein hervorragender Standort für eine Abhöranlage. Ursprünglich wollte man nur mit mobilen Radargeräten die Luftkorridore zwischen Westberlin und Westdeutschland kontrollieren. Doch bald erkannten die Geheimdienste das weitaus größere Potential des Standorts: Über fünf Antennenkuppeln (die höchste – der große Radarturm – ist 69 m hoch) konnten NSA und RAF Flug- und Funkverkehr bis etwa 600 km weit hinter den Eisernen Vorhang überwachen. Neben dem Teufelberg (im US-Jargon “T’Berg” genannt) gab es noch Abhöranlagen in Marienfelde, am Flughafen Tempelhof und am Flugplatz Gatow. Die Anlagen dienten als Teil des weltweiten US-Spionagenetzes „Echelon“. Shuttlebusse brachten die Soldaten von ihren Kasernen (die Engländer kamen aus Gatow – heutige General-Steinhoff-Kaserne, die Amerikaner meist aus den Andrews-Baracks und den McNair-Baracks in Lichterfelde) zur Arbeit bis hier her. Aber es gab auch einen großen Parkplatz für die höheren Angestellten. Es gab drei Schichtwechsel, zu denen die Busse hier auf dem Vorplatz ankamen. Man arbeitete rund um die Uhr – von 8-17h, 17-23h und 23-8h. Zeitzeugenberichte sprechen von 800 – 1500 täglich eingesetzten Soldaten. Die Soldaten mussten 9 Stunden (ohne Tageslicht, denn die Bürogebäude hatten keine Fenster, damit man von außen nicht sehen konnte, was innen vor sich ging) durcharbeiten, selten mit längerer Pause.

Der Fall Yildirim

Bis 2003 saß der Türke Hüseyin Yildirim in US-Haft, bekannt unter dem Decknamen Blitz. Er arbeitete für die Stasi und war als Kfz-Mechaniker in der US-Kaserne in Lichterfelde tätig. Er selbst hatte den Teufelsberg zwar nie betreten, schloss aber als Kfz-Mechaniker Freundschaft mit vielen hier stationierten Soldaten und verkaufte geheime Informationen an Ostberlin. 1988 wurde er verhaftet. Ein Zeuge des Prozesses meinte, die Stasi hätte es nicht so kompliziert machen müssen, denn hatte man erstmal eine Zugangsberechtigung zum Teufelsberg, dann was Stehlen einfacher als in einem Buchladen – auf dem Teufelsberg galt die Devise “Vertrauen ist besser als Kontrolle”.

Nach dem Abzug der Alliierten bis heute

Als nach dem Ende des Kalten Krieges die Westalliierten niemanden zum Abhören mehr hatten, zogen bis Oktober 1992 Amerikaner und Briten vom Teufelsberg ab. Vor dem Mauerfall war sogar noch geplant, bis 1995 die Anlage zu modernisieren und auszubauen. Der Berliner Senat suchte alsbald nach Möglichkeiten einer zivilen Nachnutzung des Areals: Der Berliner Senat verkaufte nach einer Ausschreibung 1996 das fast 15.000 m² große Gelände für 5,2 Mio. DM an eine Kölner Investorengemeinschaft. Diese wollte ein Tagungshotel, luxoriöse Loft-Wohnungen und mondäne Stadtvillen, ein kleines Museum zum kalten Krieg und ein Ausflugslokal auf dem Berggipfel errichten, Fertigstellung sollte 2002 (wie die Bautafel am Eingang zeigt) sein. Das Luxusprojekt scheiterte an Protesten und Klagen von Anwohnern und Naturschutzverbänden und den immer höher werdenden Baukosten. Einzig fertiggestellt wurden eine im 2.OG des amerikanischen Betriebs- und Radargebäude befindliche Muster-Loftwohnung sowie am östlichen Rand des Areals einige Fundamente (u.a. für Stadtvillen und ein Parkhaus).

Abbildung: Lageplan des Teufelsberg-Geländes (zum Vergrößern bitte auf die Karte klicken)

Ideen für die Zukunft

Das Areal wurde bis 2003 bewacht, aus Kostengründen wurde aber die Bewachung eingestellt. Seitdem wurde der Zaun immer wieder aufgeschnitten, Metalldiebstahl und Vandalismus waren nur schwer zu verhindern. Weil fristgerecht die Bauarbeiten bis 2004 nicht abgeschlossen werden konnten, wurde das Gelände als Baugebiet 2006 entwidmet wurden und ist jetzt im B-Plan als Waldgebiet ausgewiesen – weitere Baumaßnahmen sind damit verboten.

Der jetzige Eigentümer gab am 15. Februar 2011 bekannt, er würde gerne alle Gebäude der Abhöranlage erhalten, unter Denkmalschutz stellen, aber entkernen und ein Ausflugslokal, ein Spionagemuseum einrichten sowie in den restlichen Gebäuden seine ursprüngliche Idee von Loftwohnungen verwirklichen.

Im Moment leben in den Sommermonaten eine kleine Künstlerkolonie auf dem Gelände und das Gelände wird durch einen Sicherheitsdienst bewacht. Seit dem 13. Februar 2011 besteht durch unsere Führungen erstmals seit Bestehen des Teufelsberges für alle Berliner die Möglichkeit, das Gelände legal zu besuchen.