Ostpreußenviertel Heerstraße Berlin

Berühmte Bewohner des Ostpreußenviertels


Anni Albers (1899-1994) und ihr Mann Josef Albers (1888-1976), Sensburger Allee 28. Das Ehepaar Albers war am Dessauer Bauhaus tätig. Anni Albers als Webkünstlerin tätig, Josef Albers im Möbeldesign, der Malerei und in der Fotografie. Die Eheleute Albers emigrierten 1933 in die USA . Anni Albers hatte Ausstellungen im New Yorker Museum of Modern Art. Josef Albers gilt als Wegbereiter der modernen nordamerikanischen Malerei.

Harold Bengen (1879-1962), Lötzener Allee 1, Berliner Glasmaler, u.a. in den Rathäusern Friedenau und Charlottenburg.

Fritz Berber (1898-1984) Tannenbergallee 22b, war Chef-Völkerrechtler der Nationalsozialisten am Deutschen Institut für Außenpolitische Forschung.  Nach dem Krieg blieb Berber unbehelligt und war von 1954 bis 1968 Leiter des Instituts für Völkerrecht an der Universität München.

Alfred-Ingemar Berndt (1905-1945), Stallupöner Allee 46, war Ministerialdirigent im Propagandaministerium und Generalmajor der Waffen-SS. Langezeit war Berndt eine enger Vertrauter von Goebbels, er war maßgeblich am „Wüstenfuchs“-Mythos um den deutschen Generalfeldmarschall Erwin Rommel beteiligt. Berndt trat schon 1922 der NSDAP bei, ab 1926 war er federführend beim Aufbau der HJ und Kolumnist beim Völkischen Beobachter. Ab 1935 leitete er die Reichspressestelle und war dort ab 1938 hauptsächlich verantwortlich für Literaturzensur. Er soll stets ein gutes Verhältnis zu Hitler gehabt haben, und selbst Kritik am “Führer” in seiner Gegenwart ausüben gedurft haben. Im Krieg ging Berndt nach Afrika, er war dort Berichterstatter Rommels. 1944 wurde er suspendiert, weil er sich nach der Landung der Alliierten in der Normandie kritisch über die Zukunft des Krieges geäußert hat, er ging an die Front nach Ungarn, wo er fiel.

Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) und sein Vater Karl Bonhoffer (1868-1848), Marienburger Allee 43. Dietrich ist einer der bekanntesten Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus als führende Figur der Bekennenden Kirche gewesen. Nach dem Hitler-Attentat kam er 1944 ins KZ Buchenwald, er wurde von der SS im KZ Flossenbürge am 9. April 1945 ermordert. Der Vater Karl Bonhoeffer gilt als einer der bedeutensten Psychiater Berlins, er gründete 1938 die Nervenklinik der Charité. Die Psychiatriekliniken in Berlin-Wittenau tragen heute seinen Namen. Karl Bonhoeffer liegt auf dem Friedhof Heerstraße (II W 12-286/7), unweit seines ehemaligen Hauses, 
begraben.

Paula Busch (1886-1973), Lyckallee 14, war Direktorin des von ihrem Vater gegründeten “Circus Busch”, sie lebte von 1914 bis 1973 in der Lyckallee.

Lil Dagover (1887-1980), Arysallee 4, wurde 1916 als Stummfilmschauspielerin bekannt, ab 1929 auch in Tonfilmen, u.a. in “Melodie  des Herzens”.

Kurt Eggers (1905-1943), Stallupöner Allee 34, war Teil der Garde-Kavallerie-Schützen-Division, die für die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg verantwortlich war. Er war Nationalist, später blühender Verehrer der Nazis: ab 1936 war Eggers im Rasse- und Siedlungshauptamt der SS tätig. In dieser Eigenschaft war Eggers Autor zahlreicher Dramen, Hör- und Singspiele, völkischer Geschichten, Wander- und Soldatenlieder. Er trat der Waffen-SS bei und kämpfte in Polen, dort fiel er 37jährig. Sein Sohn Sven war bis vor kurzem führender DVU-Politiker.

Heidi Finkenzeller (1914-1991), Rauschener Allee 5, war in den 1930er Jahren eine bekannte Schauspielerin, vor allem in volkstümlichen Komödien. Sie ist die Mutter der heute in Deutschland bekannten Fernsehschauspielerin Gaby Dohm.

Gustav Fröhlich (1902-1987), Kurländer Allee 1, Schauspieler in den 1920er und 30er Jahren, unter Fritz Lang bekannt geworden.

Eugen Gerstenmaier (1906-1986), Kurländer Allee 3, Widerstandskämpfer in der “Bekennenden Kirche”, Mitwisser des Hitlerattentats vom 20. Juli 1944, ganz knapp der Exekution im Bendlerblock entkommen, zu Zuchthaus verurteilt. Ab 1945 war Gerstenmeier mit dem Aufbau des Evangelischen Hilfswerkes betraut. Er sollte ab 1949 Bundesvertriebenenminister unter Adenauer werden, lehnte es aber wegen seiner Tätigkeit für das Ev. Hilfswerk ab. Von 1954 bis 1969 war Gerstenmaier Präsident des Deutschen Bundestages.

Bernhard Goetzke (1884-1964), Kranzallee 14, einer der bekanntesten deutschen Stummfilmschauspieler, hatte nie Erfolg beim Tonfilm.

Lilian Harvey (1906-1968), Kurländer Allee 55, Die deutsch-englische Schauspielerin hatte ihren ersten Auftritt 1926 im Stummfilm “Die keusche Susanne” mit Willy Fritsch. Sie war von 1933 – 1935 in Hollywood tätig, in den 1930er in Berlin aktiv und emigrierte 1939 in die USA.

Georg Heinrichs (geb. 1926), Sensburger Allee 19a, Architekt, u.a. beteiligt am Bau des Flughafens London-Gatwick und dem Forum Steglitz.

Hilde Körber (1906-1969), Tannenbergallee 28, Schauspielerin in den 1930er Jahren, leitete von 1951 – 1969 die Max-Reinhardt-Schauspielschule.

Georg Kolbe (1877-1947), Sensburger Allee 25. Der aus Sachsen stammende Kolbe studierte in Dresden, München und Paris Malerei. 1902 kam er nach Deutschland zurück und fing mit der Bildhauerei an. Er gilt als einer der bedeutensten Bildhauer der 1930er Jahre. Sein Wohnhaus und sein Atelier beherbergen heute das Georg-Kolbe-Museum sowie das Kunstcafé K. Der Grünzug im Ostpreußenviertel, der sich von der Sensburger Allee zum Grunewald erstreckt heißt Georg-Kolbe-Hain.

Emil Leeb (1881-1869), Insterburgallee 8-9 war kommandierender General der elften deutschen Armee und an den Kämpfen um Warschau 1939 beteilitgt. Ab 1943 war im Stab des NS-Rüstungsministers und Hitlers Hausarchitekten Albert Speer tätig.

Hans Lohmeyer (1881-1968), Kranzallee 12, war von 1919-1933 Oberbürgermeister des ostpreußischen Königsberg, musste aber bei der NS-Machtergreifung seinen Posten räumen. Lohmeyer war ab 1933 nur noch wissenschaftlich, nicht mehr politisch tätig.

Käthe von Nagy (1904-1973), Kranzallee 8, war eine ungarische Schauspielerin, die in Deutschland in den 1930er erfolgreich war, u.a. an der Seite von Hans Albers in “Der Sieger” oder in “Liebe, Tod, Teufel”.

Horst Niendorf (1926-1999), Kranzallee 49, war Theaterschauspieler an der Freien Volksbühne und von 1981-1994 Intendant des Hansatheaters. Er war auch als Synchronstimme von Gene Hackman und Robert Mitchum sehr gefragt.

Horst Oberländer (geb. 1925), Kurländer Allee 23, bekannter DEFA-Schauspieler, u.a. 1952 in “Sein großer Sieg”.

Werner Peters (1918 – 1971), Tannenbergallee 11, war in den 60er Jahren ein gefragter Schauspieler. Oft musste er den Bösewicht spielen, aber er kam auch das Interpolinspektor z.B. in “Die tausend Augen des Dr. Mabuse” oder als “Unterster Ramudschin” in “Die Geschichte vom kleinen Muck” oder als Ensemblemitglied der Schauspieler der Edgar-Wallace-Filme.

Hans Poelzig (1969-1936), Tannenbergallee 28, bekannter deutscher Architekt der 1920er Jahre, u.a. Haus des Rundfunks an der Masurenallee.

Carl Raddatz (1912-2004), Stallupöner Allee 54, in den 1930er erfolgreicher Schauspieler, u.a. “Urlaub auf Ehrenwort”, “Wunschkonzert”, “Stukas”.

Edmund Schaefer (1880-1959), Marienburger Allee 10, seines Zeichen Cousin der Malerin Paula Modersohn-Becker war auch er einer der bekanntesten deutschen Expressionisten.

Ernst Udet (1896-1941), Stallupöner Allee 11, Flugpionier im Ersten Weltkrieg, damals Weggefährte Hermann Görings. Udet war maßgeblich am Aufbau der deutschen Flugzeugindustrie nach 1918 beteiligt (erst geheim, da durch den Versailler Vertrag der Flugzeugbau verboten war, später offizieller Berater zum Kauf von Flugzeugen). Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zunehmend Konflikten mit Göring und seinem Ministerium. Udet beging am 17. November 1941 in seinem Schlafzimmer in der Stallupöner Allee Selbstmord, während er mit seiner Frau telefonierte. Über sein Bett schrieb er an die Wand  „Eiserner, Du hast mich verlassen!” als mahnende Worte an Göring. Die Nazis ließen verlautbaren, dass Udet „bei Erprobung einer neuen Waffe einen so schweren Unglücksfall” erlitten habe. Udets Konflikt zwischen Fliegerei, Krieg und Politik wurde später in Carl Zuckmayers „Des Teufels General“ mit Curd Jürgens verfilmt.

Ludger Westrick (1894-1990), Stallupöner Allee 31, ab 1963 Kanzleramtsminister unter Ludwig Erhard. Seine Frau Hilde hat als Ärztin im Frauengefängnis Moabit im Nationalsozialismus einige Frauen vor der Hinrichtung bewahrt.

Hans Wölffer (1904-1976), Lyckallee 45, Direktor von Theater und Komödie am Kurfürstendamm, 1935-1942. entworfen. Der junge Operndirigent hatte einen schwieriger Stand unter den Nazis, weil die beiden Theater sehr beliebt waren, aber Wölffer Schauspieler einsetzte, die auf staatlichen Bühnen nicht spielen durften, außerdem war er kein NSDAP-Mitglied. 1943 wurde das Theater im Bombenhagel zerstört.

 
Fotos: Friedhof Heerstraße, Winter 2012

Prominente, die auf dem zum Ostpreußenviertel gehörenden Friedhof Heerstraße liegen:

Karl Bonhoeffer (1868-1948), Widerstandskämpfer, Grab II W 12 – 286/7
Jürgen Bortz (1943-2007), Statistiker, Grab 15 – 157
Horst Buchholz (1933-2003), Schauspieler, Grab 1 Wald /2
Paul Cassirer (1871-1926), Präsident Berliner Secession, Grab 5 C-3/4
Werner Düttmann, Architekt, Grab II W 12a – 20
Tilla Durieux (1880-1971), Schauspielerin, Grab 5 C-4
Curt Goetz (1888-1960), Schauspieler, 
Grab 16 G-11-12
Georg Grosz (1893-1959), Maler, 
Grab 16 B 19
Wolfgang Gruner (1926-2002), Kabarettist, Grab II W-10/88-89
Jo Herbst (1928-1980), Schauspieler, Grab 7 G/13-14
Arno Holz (1863-1929), Dichter, Grab 3 B 27-28
Hans Kempinski, Hotelier, Grab 5 D – 3
Georg Kolbe (1877-1947), Bildhauer, Grab 2 D-4
Helene Lange (1848-1930), Frauenrechtlerin, Grab 5 A-1
Loriot, eigentl. Vicco von Bülow (1923-2011), Komödiant, Grab Erb 2D – 9abc
Willibald Pschyrembel, Mediziner, Grab 11B – 6
Günter Rexrodt (1941-2004), Politiker, Grab 16 A/40-41
Joachim Ringelnatz (1883-1934), Dichter, Grab 12 D-21
Franz Ullstein (1868-1945), Verlger, Grab 8 D-7-10
Grethe Weiser (1903-1970), Schauspielerin, Grab 18 L-228/9
Klausjürgen Wussow (1929-2007), Schauspieler, Grab Erb 2D – 2

Prominente, die auf dem zum Ostpreußenviertel gehörenden Jüdischen Friedhof Heerstraße liegen:

Heinz Galinksi (1912-1992), Vorsitzender der Jüd. Gemeinde, Eingangsbereich
Lotti Huber (1912-1998), Schauspielerin, 
Eingangsbereich
Hans Rosenthal (1925-1987), Showmaster, Ehrenreihe 4102