July 2020

Rreichstagsgebaeude in Berlin

Ein Besuch im Reichstag, dem historischen Gebäude, das die Rote Armee den Nazis in Berlin entrissen hat

Es ist der Sitz des Bundestages, des deutschen Parlaments. Ein Gebäude von großer Symbolik und historischer Bedeutung, das heute verschiedene Arten von Besuchen anbietet. Seine Kuppel, die von Norman Foster entworfen wurde, ist seine Hauptattraktion für Touristen.

Berlin ist als Reiseziel praktisch unerschöpflich. Und es hat alles für jeden Geschmack. Was immer Sie suchen, was immer Ihnen gefällt. Es hat einige der wichtigsten Museen der Welt, mit einem noch lebenden Zeugen der Zeitgeschichte als Mauer, mit berühmten Denkmälern, mit einer ungeheuren kulturellen Vielfalt und mit einem Leben und Straßenleben, das kein Ende zu nehmen scheint.

In Berlin ist sogar sein Parlament ein touristisches Ziel. Und ob aus politischen, architektonischen oder historischen Gründen, das Reichstagsgebäude, der Sitz des Bundestages, ist einer der meistbesuchten Orte der Stadt. So sehr, dass es verschiedene Arten von Besuchen gibt, damit Sie es aus nächster Nähe kennen lernen können.

Der Reichstag, nachdem er in Trümmern lag, ist heute ein Tag der offenen Tür, und in Berlin ist man sehr stolz darauf, ihn zeigen und mit anderen teilen zu können. Wie Sie nun sehen werden, ist es jedoch unerlässlich, dass Sie Ihren Besuch lange im Voraus buchen.

Führungen durch das Ostpreußenviertel

Anmeldung zu den monatlich stattfindenden Führungen durch das Viertel rechts nebenstehend >

Spurensuche nach Sensburg, Rossitten und Stallupönen

Wer am S-Bahnhof Heerstraße aussteigt und beispielsweise zum Teufelsberg läuft, dem fällt auf, dass die Straßen links und rechts der Teufelsseechaussee Namen von Städten tragen, deren Namen vertraut klingen, aber die heute kaum jemand mehr zu kennen vermag. Das liegt daran, dass die Straßen, z.B. der in den Jahren 1919 bis 1926 erbauten Siedlung Heerstraße oder der Wohnquartiere nördlich und südlich der Heerstraße und rings um das Olympiastadion während ihrer Bauzeit (1914-1939) nach ostpreußischen Orten und Städten benannt wurden, die seit 1945 zu Polen oder Russland gehören.

Auf einem geführten Rundgang möchte der Teufelsberg-Autor und Stadtführer Andreas Jüttemann über die Geschichte der ostpreußischen Namenspatronen der Straßen und Alleen nördlich des Teufelsberges erzählen und außerdem seine Gäste zu interessanten Häusern und Plätzen in diesen Gegenden des Berliner Westends führen.

Wer kennt heute noch Tannenberg? Hier gab es einst zwei tragische Schlachten, einmal siegten die Polen über den Deutschen Orden, einmal die Deutschen über die Russen im Ersten Weltkrieg. Oder sagt Ihnen Lyck noch etwas? Hier wurde der masurische Schriftsteller Siegfried Lenz geboren. Oder wussten Sie das in der malerisch in den Masuren gelegenen Kreisstadt Angerburg bis 1945 die Meisterschaften im Segeln stattfanden? Das Ännchen von Tharau kennt heute kaum ein Schulkind mehr, dabei war es, einst gedichtet von Simon Dach, einer der bekanntesten Volkslieder in Ostpreußen. Sarkau, heute Namensgeber für eine Straße am S-Bahnhof Pichelsberg war einst das Dorf der „Kräherbeißer“, hier verspeiste man noch bis ins 19. Jahrhundert hinein die schwarzen Vögel. Die hartgesottenen Einwohner Sarkaus bissen den armen Vögeln aber zuvor den Kopf ab. Ist Ihnen bekannt, dass im schönen Ortelsburg die BVG-Chefin Sigrid Nikutta geboren wurde? Aber auch das bekanntere Pferde-Gestüt Trakehnen oder die Rominter Heide, das Jagdrevier des selbsternannten „Reichsjägermeister“ Hermann Göring, standen Pate für Straßen rings um das Olympiastadion.

Aber auch die Bewohner des Ostpreußensviertels und ihre sehenswerten Villen und Häuser sollen Teil der Führung sein. So zum Beispiel Flugpionier Ernst Udet, der sich in seinem Haus in der Stallupöner Allee 11 das Leben nahm. „Eiserner, Du hast mich verlassen!” soll er als letzten Gruß an seinen Jugendfreund Göring über den Ort seines Suizids gemalt haben. Die Nazis bezeichneten Udets Ableben als „bei Erprobung einer neuen Waffen eingetretenen schweren Unglücksfall”. Sein Leben wurde später in „Des Teufels General“ mit Curd Jürgens verfilmt.

Die nächste Führung findet am 16. Dezember um 13 Uhr statt – bei Nachfrage weitere Termine

Treffpunkt der S-Bahnhof Heerstraße, Ausgang Boyenallee (S5, M49, X49, M34, 218).Anmeldung erforderlich: Telefonisch (AB) über 030 / 80403390, mittels SMS an 0176/82034757 oder online über www.berlinsightout.de/ostpreussenviertel.htm
Dauer 1,5-2 Stunden, Kosten 5 EUR pro Person, keine Ermäßigung

Ostpreußenviertel Heerstraße Berlin

Berühmte Bewohner des Ostpreußenviertels


Anni Albers (1899-1994) und ihr Mann Josef Albers (1888-1976), Sensburger Allee 28. Das Ehepaar Albers war am Dessauer Bauhaus tätig. Anni Albers als Webkünstlerin tätig, Josef Albers im Möbeldesign, der Malerei und in der Fotografie. Die Eheleute Albers emigrierten 1933 in die USA . Anni Albers hatte Ausstellungen im New Yorker Museum of Modern Art. Josef Albers gilt als Wegbereiter der modernen nordamerikanischen Malerei.

Harold Bengen (1879-1962), Lötzener Allee 1, Berliner Glasmaler, u.a. in den Rathäusern Friedenau und Charlottenburg.

Fritz Berber (1898-1984) Tannenbergallee 22b, war Chef-Völkerrechtler der Nationalsozialisten am Deutschen Institut für Außenpolitische Forschung.  Nach dem Krieg blieb Berber unbehelligt und war von 1954 bis 1968 Leiter des Instituts für Völkerrecht an der Universität München.

Alfred-Ingemar Berndt (1905-1945), Stallupöner Allee 46, war Ministerialdirigent im Propagandaministerium und Generalmajor der Waffen-SS. Langezeit war Berndt eine enger Vertrauter von Goebbels, er war maßgeblich am „Wüstenfuchs“-Mythos um den deutschen Generalfeldmarschall Erwin Rommel beteiligt. Berndt trat schon 1922 der NSDAP bei, ab 1926 war er federführend beim Aufbau der HJ und Kolumnist beim Völkischen Beobachter. Ab 1935 leitete er die Reichspressestelle und war dort ab 1938 hauptsächlich verantwortlich für Literaturzensur. Er soll stets ein gutes Verhältnis zu Hitler gehabt haben, und selbst Kritik am “Führer” in seiner Gegenwart ausüben gedurft haben. Im Krieg ging Berndt nach Afrika, er war dort Berichterstatter Rommels. 1944 wurde er suspendiert, weil er sich nach der Landung der Alliierten in der Normandie kritisch über die Zukunft des Krieges geäußert hat, er ging an die Front nach Ungarn, wo er fiel.

Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) und sein Vater Karl Bonhoffer (1868-1848), Marienburger Allee 43. Dietrich ist einer der bekanntesten Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus als führende Figur der Bekennenden Kirche gewesen. Nach dem Hitler-Attentat kam er 1944 ins KZ Buchenwald, er wurde von der SS im KZ Flossenbürge am 9. April 1945 ermordert. Der Vater Karl Bonhoeffer gilt als einer der bedeutensten Psychiater Berlins, er gründete 1938 die Nervenklinik der Charité. Die Psychiatriekliniken in Berlin-Wittenau tragen heute seinen Namen. Karl Bonhoeffer liegt auf dem Friedhof Heerstraße (II W 12-286/7), unweit seines ehemaligen Hauses, 
begraben.

Paula Busch (1886-1973), Lyckallee 14, war Direktorin des von ihrem Vater gegründeten “Circus Busch”, sie lebte von 1914 bis 1973 in der Lyckallee.

Lil Dagover (1887-1980), Arysallee 4, wurde 1916 als Stummfilmschauspielerin bekannt, ab 1929 auch in Tonfilmen, u.a. in “Melodie  des Herzens”.

Kurt Eggers (1905-1943), Stallupöner Allee 34, war Teil der Garde-Kavallerie-Schützen-Division, die für die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg verantwortlich war. Er war Nationalist, später blühender Verehrer der Nazis: ab 1936 war Eggers im Rasse- und Siedlungshauptamt der SS tätig. In dieser Eigenschaft war Eggers Autor zahlreicher Dramen, Hör- und Singspiele, völkischer Geschichten, Wander- und Soldatenlieder. Er trat der Waffen-SS bei und kämpfte in Polen, dort fiel er 37jährig. Sein Sohn Sven war bis vor kurzem führender DVU-Politiker.

Heidi Finkenzeller (1914-1991), Rauschener Allee 5, war in den 1930er Jahren eine bekannte Schauspielerin, vor allem in volkstümlichen Komödien. Sie ist die Mutter der heute in Deutschland bekannten Fernsehschauspielerin Gaby Dohm.

Gustav Fröhlich (1902-1987), Kurländer Allee 1, Schauspieler in den 1920er und 30er Jahren, unter Fritz Lang bekannt geworden.

Eugen Gerstenmaier (1906-1986), Kurländer Allee 3, Widerstandskämpfer in der “Bekennenden Kirche”, Mitwisser des Hitlerattentats vom 20. Juli 1944, ganz knapp der Exekution im Bendlerblock entkommen, zu Zuchthaus verurteilt. Ab 1945 war Gerstenmeier mit dem Aufbau des Evangelischen Hilfswerkes betraut. Er sollte ab 1949 Bundesvertriebenenminister unter Adenauer werden, lehnte es aber wegen seiner Tätigkeit für das Ev. Hilfswerk ab. Von 1954 bis 1969 war Gerstenmaier Präsident des Deutschen Bundestages.

Bernhard Goetzke (1884-1964), Kranzallee 14, einer der bekanntesten deutschen Stummfilmschauspieler, hatte nie Erfolg beim Tonfilm.

Lilian Harvey (1906-1968), Kurländer Allee 55, Die deutsch-englische Schauspielerin hatte ihren ersten Auftritt 1926 im Stummfilm “Die keusche Susanne” mit Willy Fritsch. Sie war von 1933 – 1935 in Hollywood tätig, in den 1930er in Berlin aktiv und emigrierte 1939 in die USA.

Georg Heinrichs (geb. 1926), Sensburger Allee 19a, Architekt, u.a. beteiligt am Bau des Flughafens London-Gatwick und dem Forum Steglitz.

Hilde Körber (1906-1969), Tannenbergallee 28, Schauspielerin in den 1930er Jahren, leitete von 1951 – 1969 die Max-Reinhardt-Schauspielschule.

Georg Kolbe (1877-1947), Sensburger Allee 25. Der aus Sachsen stammende Kolbe studierte in Dresden, München und Paris Malerei. 1902 kam er nach Deutschland zurück und fing mit der Bildhauerei an. Er gilt als einer der bedeutensten Bildhauer der 1930er Jahre. Sein Wohnhaus und sein Atelier beherbergen heute das Georg-Kolbe-Museum sowie das Kunstcafé K. Der Grünzug im Ostpreußenviertel, der sich von der Sensburger Allee zum Grunewald erstreckt heißt Georg-Kolbe-Hain.

Emil Leeb (1881-1869), Insterburgallee 8-9 war kommandierender General der elften deutschen Armee und an den Kämpfen um Warschau 1939 beteilitgt. Ab 1943 war im Stab des NS-Rüstungsministers und Hitlers Hausarchitekten Albert Speer tätig.

Hans Lohmeyer (1881-1968), Kranzallee 12, war von 1919-1933 Oberbürgermeister des ostpreußischen Königsberg, musste aber bei der NS-Machtergreifung seinen Posten räumen. Lohmeyer war ab 1933 nur noch wissenschaftlich, nicht mehr politisch tätig.

Käthe von Nagy (1904-1973), Kranzallee 8, war eine ungarische Schauspielerin, die in Deutschland in den 1930er erfolgreich war, u.a. an der Seite von Hans Albers in “Der Sieger” oder in “Liebe, Tod, Teufel”.

Horst Niendorf (1926-1999), Kranzallee 49, war Theaterschauspieler an der Freien Volksbühne und von 1981-1994 Intendant des Hansatheaters. Er war auch als Synchronstimme von Gene Hackman und Robert Mitchum sehr gefragt.

Horst Oberländer (geb. 1925), Kurländer Allee 23, bekannter DEFA-Schauspieler, u.a. 1952 in “Sein großer Sieg”.

Werner Peters (1918 – 1971), Tannenbergallee 11, war in den 60er Jahren ein gefragter Schauspieler. Oft musste er den Bösewicht spielen, aber er kam auch das Interpolinspektor z.B. in “Die tausend Augen des Dr. Mabuse” oder als “Unterster Ramudschin” in “Die Geschichte vom kleinen Muck” oder als Ensemblemitglied der Schauspieler der Edgar-Wallace-Filme.

Hans Poelzig (1969-1936), Tannenbergallee 28, bekannter deutscher Architekt der 1920er Jahre, u.a. Haus des Rundfunks an der Masurenallee.

Carl Raddatz (1912-2004), Stallupöner Allee 54, in den 1930er erfolgreicher Schauspieler, u.a. “Urlaub auf Ehrenwort”, “Wunschkonzert”, “Stukas”.

Edmund Schaefer (1880-1959), Marienburger Allee 10, seines Zeichen Cousin der Malerin Paula Modersohn-Becker war auch er einer der bekanntesten deutschen Expressionisten.

Ernst Udet (1896-1941), Stallupöner Allee 11, Flugpionier im Ersten Weltkrieg, damals Weggefährte Hermann Görings. Udet war maßgeblich am Aufbau der deutschen Flugzeugindustrie nach 1918 beteiligt (erst geheim, da durch den Versailler Vertrag der Flugzeugbau verboten war, später offizieller Berater zum Kauf von Flugzeugen). Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zunehmend Konflikten mit Göring und seinem Ministerium. Udet beging am 17. November 1941 in seinem Schlafzimmer in der Stallupöner Allee Selbstmord, während er mit seiner Frau telefonierte. Über sein Bett schrieb er an die Wand  „Eiserner, Du hast mich verlassen!” als mahnende Worte an Göring. Die Nazis ließen verlautbaren, dass Udet „bei Erprobung einer neuen Waffe einen so schweren Unglücksfall” erlitten habe. Udets Konflikt zwischen Fliegerei, Krieg und Politik wurde später in Carl Zuckmayers „Des Teufels General“ mit Curd Jürgens verfilmt.

Ludger Westrick (1894-1990), Stallupöner Allee 31, ab 1963 Kanzleramtsminister unter Ludwig Erhard. Seine Frau Hilde hat als Ärztin im Frauengefängnis Moabit im Nationalsozialismus einige Frauen vor der Hinrichtung bewahrt.

Hans Wölffer (1904-1976), Lyckallee 45, Direktor von Theater und Komödie am Kurfürstendamm, 1935-1942. entworfen. Der junge Operndirigent hatte einen schwieriger Stand unter den Nazis, weil die beiden Theater sehr beliebt waren, aber Wölffer Schauspieler einsetzte, die auf staatlichen Bühnen nicht spielen durften, außerdem war er kein NSDAP-Mitglied. 1943 wurde das Theater im Bombenhagel zerstört.

 
Fotos: Friedhof Heerstraße, Winter 2012

Prominente, die auf dem zum Ostpreußenviertel gehörenden Friedhof Heerstraße liegen:

Karl Bonhoeffer (1868-1948), Widerstandskämpfer, Grab II W 12 – 286/7
Jürgen Bortz (1943-2007), Statistiker, Grab 15 – 157
Horst Buchholz (1933-2003), Schauspieler, Grab 1 Wald /2
Paul Cassirer (1871-1926), Präsident Berliner Secession, Grab 5 C-3/4
Werner Düttmann, Architekt, Grab II W 12a – 20
Tilla Durieux (1880-1971), Schauspielerin, Grab 5 C-4
Curt Goetz (1888-1960), Schauspieler, 
Grab 16 G-11-12
Georg Grosz (1893-1959), Maler, 
Grab 16 B 19
Wolfgang Gruner (1926-2002), Kabarettist, Grab II W-10/88-89
Jo Herbst (1928-1980), Schauspieler, Grab 7 G/13-14
Arno Holz (1863-1929), Dichter, Grab 3 B 27-28
Hans Kempinski, Hotelier, Grab 5 D – 3
Georg Kolbe (1877-1947), Bildhauer, Grab 2 D-4
Helene Lange (1848-1930), Frauenrechtlerin, Grab 5 A-1
Loriot, eigentl. Vicco von Bülow (1923-2011), Komödiant, Grab Erb 2D – 9abc
Willibald Pschyrembel, Mediziner, Grab 11B – 6
Günter Rexrodt (1941-2004), Politiker, Grab 16 A/40-41
Joachim Ringelnatz (1883-1934), Dichter, Grab 12 D-21
Franz Ullstein (1868-1945), Verlger, Grab 8 D-7-10
Grethe Weiser (1903-1970), Schauspielerin, Grab 18 L-228/9
Klausjürgen Wussow (1929-2007), Schauspieler, Grab Erb 2D – 2

Prominente, die auf dem zum Ostpreußenviertel gehörenden Jüdischen Friedhof Heerstraße liegen:

Heinz Galinksi (1912-1992), Vorsitzender der Jüd. Gemeinde, Eingangsbereich
Lotti Huber (1912-1998), Schauspielerin, 
Eingangsbereich
Hans Rosenthal (1925-1987), Showmaster, Ehrenreihe 4102

Ostpreußische Orte

Die namensgebende Ostpreußische Orte

Wer vom S-Bahnhof Heerstraße zum Teufelsberg läuft, dem fällt auf, dass die Straßen links und rechts der Teufelsseechaussee Namen von Städten tragen, die vertraut klingen, aber die kaum jemand mehr kennt. Das liegt daran, dass die Straßen der Siedlung Heerstraße und der Wohnquartiere hoch bis zur Havel und zum Olympiastadion während ihrer Bauzeit (1914-1939) nach ostpreußischen Orten und Städten benannt wurden, die heute zu Polen oder Russland gehören.  Wir möchten an dieser Stelle etwas über die Geschichte der ostpreußischen Namenspatronen der Straßen rings um den Teufelsberg schreiben. Mehr dazu in meinem im Frühjahr 2013 im Pharus-Plan-Verlag erscheinenden Stadtteilführer.

Übersichtskarte der namensgebenden Orte

Sensburg
Die 22.000 Einwohner große einstige Kreisstadt liegt heute im polnischen Teil Ostpreußens und heißt 
Mrągowo. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten der Region hat die historische Altstadt den Zweiten Weltkrieg und den Einmarsch der Roten Armee recht glimpflich überstanden. Sehenswert sind heute zum Besipiel noch das Rathaus, mehrere Kirchen und der ehemalige Bismarckturm. Der bekannte Fußballspieler Udo Lattek wurde hier geboren.

 
Pillkallen
Lediglich 1.700 Einwohner zählt das Dorf Dobrowolsk heute. Es liegt in der russischen Oblast Kaliningrad. Vor dem Zweiten Weltkrieg war Pillkallen sogar eine Kreisstadt. 1938 wurde Pillkallen von den Nazis in den “deutscher” klingenden Ortsnamen “Schloßberg” umbenannt. Der alte Name geht auf eine prussische Burg zurück. Pilkallen wurden sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg von der russischen Armee stark zerstört.

Mohrungen
Der Kreis Mohrungen war der am westlich gelegensten und der seenreichste Landkreis Ostpreußens. Die einstige Kreisstadt Mohrungen, heute Morąg, liegt in der Nähe der heute polnischen Stadt Elbing am Oberlländischen Kanal. Berühmtester Sohn der Stadt ist der Philosoph Johann Gottfried Herder.

Arys
Das Örtchen Arys, heute polnisch Orzysz, hat nicht einmal 6000 Einwohner. Bekannt wurde der am Rande der Masuren gelegene Ort durch einen riesigen Truppenübungsplatz. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde Arys durch die russische Armee stark zerstört.

Stuhm
Der Landkreis Stuhm gehörte eigentlich bis 1922 zur Provinz Westpreußen. Nach dem Versailler Vertrag gab es aber in Westpreußen eine Volksabstimmung, ob die Bevölkerung der Landkreise lieber im Deutschen Reich verbleiben wollen oder zum neugegründeten Polen gehörig sein möchten. Im Gegensatz zum Großteil Westpreußens votierte man in Stuhm für Deutschland, sodass dieser Kreis als einer der wenigen der einstigen Provinz deutsch blieb und an Ostpreußen angegliedert wurde. Seit 1945 ist Stuhm wie ganz Westpreußen polnisch, die Kreisstadt heißt Sztum und hat etwa 10.000 Einwohner.


Heilsberg
Auch Heilsberg war ein ostpreußischer Landkreis. Die Kreisstadt Heilsberg hat 18.000 Einwohner und liegt in der Region Ermland-Masuren. Sie gehört heute zu Polen und heißt 
Lidzbark Warmiński. Heilsberg liegt in einer Flussschleife und galt langezeit als schönste Stadt Ostpreußens. Im Krieg wurde sie deutlich geringer als andere Orte der Region zerstört, sodass heute noch ein Besuch lohnt: In der Altstadt stehen einige historische Straßenzüge. Auch diverse Kirchen, Stadttore und das Schloss sind gut erhalten.

Passenheim
Da im Ersten Weltkrieg die nahegelegene Kreisstadt Ortelsburg zerstört wurde, erlangte das verschlafene Städtchen Passenheim kurzzeitig Bedeutung. Im Zweiten Weltkrieg wurde dagegen Passenheim stark zerstört. Die Lage inmitten der polnischen Masuren ist zwar touristisch sehr reizvoll, aber die Strukturschwäche der Region machte sich auch hier nach der politischen Wende in Polen bemerkbar, viele Einwohner wanderten ab, 1997 verlor das heute 
Pasym genannte Örtchen die Stadtrechte, heute leben hier etwa 5000 Einwohner.

Angerburg
Inmitten der Masuren liegt Angerburg. Für den Fremdenverkehr hatte es zu deutschen Zeit große Bedeutung, u.a. durch die Eissegel-Meisterschaften und eine Schiffsverbindung über die Angerapp. Auch heute hat die Stadt, polnisch 
Węgorzewo genannt, touristische Qualitäten. Städtebaulich ist aber nicht viel Sehenswertes übrig geblieben, die Stadt wurde in den letzten Kriegstagen von der Roten Armee zu 80% zerstört. Heute liegt sie unweit der polnisch-russischen Grenze.

Tharau
Das kleine Dörfchen Tharau liegt im heute russischen Teil Ostpreußens und heißt seit 1946 Wladimirowo. Bekannt wurde der unscheinbare Ort durch eine Pfarrerstochter namens Anna, die 1615 hier geboren wurde und vom Dichter Simon Dach Einzug in ein Volkslied erhielt. In Königsberg gab es vor dem Krieg auch eine Statue vom “Ännchen von Tharau”.

Sarkau
Das Dörfchen 
Lesnoi, wie Sarkau heute auf Russisch heißt, liegt an der schmalsten Stelle der Kurischen Nehrung und zählt gerade einmal 500 Einwohner. Bekannt war die ärmliche Region um Sarkau einst wegen der “Krähenbeißer”, also Einwohnern, die Krähen aßen und ihnen zuvor die Köpfe abbissen. Krähen hielten zum Teil sogar Einzug auf den Speiseplan einiger Hotels des späteren Badeorts. Heute lebt der einstige Fischerort von einem beschaulichen, meist russischen Tourismus. Es gibt ein Heimatmuseum und ein Büro für Ökotourismus.

Schirwindt
Den kleinen Ort Kutusowo,das einstige Schirwindt, an der heute russisch-litauischen Grenze gibt es nicht mehr. Im letzten Krieg traf es ihn schon hart, er wurde als erster deutscher Ort im Oktober 1944 von der Roten Armee erobert. Nach dem Krieg wurde der stark zerstörte Ort aufgrund seiner Grenzlage zu einem Militärposten. Außer Resten der alten Schule erinnert heute nichts mehr an die Wüstung Schirwindt.

Trakehnen
Der Ortsname Trakehnen dürfte einer der heute noch bekanntesten sein. Berühmt wurde das Gestüt Trakehnen, auf der eine eigene Pferderasse, die Trakehner, gezüchtet wurden. Das Gestüt, einst vom Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. als preußisches Hauptgestüt gegeründet, gibt es in dem seit 1945 russischen Jasnaja Poljana nicht mehr. Heute erinnert nur noch ein kleines Museum in der Landwirtschaftsschule an den einstigen Stolz des Dorfes.

Rominten/Rominter Heide
Einst preußisches Jagdgebiet ist heute die Rominter Heide, russisch Krasnij Les, polnisch Puszcza Romincka, ein riesiges Naturschutzgebiet beiderseits der Ostpreußen teilenden Grenze zwischen Polen und Russland. Einst gingen hier Kaiser Wilhelm II. und der selbsternannte “Reichsjägermeister” Hermann Göring auf die Pirsch. Das war sicher auch ein Grund, weshalb die Nazis die prominent vor dem Berliner Olympiastadion liegende Straße anlässlich der Olympischen Spiele 1936 nach dem Ort Rominten benannte, heute übrigens ein russischer Ortsteil Tollmingkehmens Krasnolessje, in dem etwa 400 Einwohner leben. Die Rominter Heide zählt zu einer der Hauptattraktionen Ostpreußens.

Rossitten
Das heute russische Örtchen Rybatschi liegt malerisch auf der Kurischen Nehrung umringt von Wanderdünen. Eine bekannte Vogelwarte existierte hier, auch erste Flugversuche unternahm der Pionier Ferdinand Schulz hier. Touristisch konnte der Ort nahe der russisch-litauischen Grenze nicht an die Bedeutung von vor dem Krieg anknüpfen. Der Rossiter Weg (er heißt seit 1936 so) ist der Fußweg vom U-Bahnhof zum Olympiastadion, den Tausende von Fußballfans jedes Wochenende bevölkern.
 
Straßenzüge südlich der Heerstraße

Lyck
Das fast 60.000 Einwohner zählende polnische Städtchen 
Ełk hieß bis 1945 Lyck und war die Heimat des Schriftstellers Siegfried Lenz. Die teilweise noch erhaltene historische Altstadt liegt malerisch umrandet vom Lycksee. Lyck wird oft als “geistiges” Zentrum der Masuren genannt und ist touristisch gut erschlossen.

Ortelsburg
Die heute Szczytno genannte Stadt im Zentrum der polnischen Masuren wurde im Ersten Weltkrieg von den einmarschierenden russischen Truppen stark zerstört. Heute befindet sich hier der internationale Flughafen der Masuren. Die BVG-Chefin Nikutta ist hier geboren.


Tannenberg
Der Ort liegt in den Masuren, heißt Stębark, erlangte traurige Berühmtheit durch zwei große Schlachten: 1410 unterlag der Deutsche Orden dem polnisch-litauischen Heer, 1914 besiegten die deutschen Truppen Russland. 
Die Polen erhoben die Schlacht von 1410 zum Mythos (in jeder polnischen Stadt gibt es eine nach “Grunwald” (so hieß der Ortsteil von Tannenberg) benannte Straße, die Nazis feierten den Sieg von 1914 und bauten ein größenwahnsinniges Denkmal, welches im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

Insterburg
Die einstige Kreisstadt heißt heute Tschernjachowsk, hat über 40.000 Einwohner und liegt im östlichen Teil der russischen Exklave Kaliningrad. In Insterburg fließen Angerapp und Inster zusammen und bilden den Fluss Pregel, der durch Königsberg fließt. Mit der Stadt verbunden sind die Schriftstellerin Frieda Jung, die hier starb und der Architekt Hans Scharoun, der lange Jahre hier sein eigenes Büro hatte. Der Komödiant Ingo Insterburg (Interburg & Co, zusammen mit Karl Dall) wurde in Insterburg geboren.

Tapiau
Die etwa 14.000 Einwohner große Kleinstadt lag aufgrund ihrer Nähe zum großen Königsberg oft in dessen Schatten. Das war aber auch 1945 ein glücklicher Umstand für das heutige russische Gwardeisk, denn die Zerstörungswut der einmarschierenden Truppen traf eher Königsberg – heute ist noch verhältnismäßig viel historische Bausubstanz in Tapiau erhalten.

Johannisburg
Die knapp 28.000 Einwohner große, heute polnisch Pisz genannte Stadt Johannisburg liegt am Südrand der Masuren. Sehenswert sind, neben der Johannisburger Heide, Reste der historischen Altstadt, das Rathaus und die Stadtkirche.

Hohenstein
Nur etwas mehr als 7.000 Einwohner zählt das polnische Olsztynek heute. Vor dem Zweiten Weltkrieg war Hohenstein beliebtes Ausflugsziel für Touristen, die zum 1928 erbauten Tannenbergdenkmal ( –> Tannenberg ) pilgerten, um an zwei auf den Hügeln um Hohenstein und Tannenberg stattgefundenen Schlachten zu gedenken. Unter den Nazis wurde Tannenberg zum Mythos hochstilisiert. Die Polen rissen das gigantomanisch wirkende Tannenbergdenkmal ab.

Kranz / Cranz
Eigentlich hieß das Seebad an der Samlandküste vor 1945 “Cranz”, heute heißt der russische Ort Selenogradsk. Seit dem 19. Jahrhundert war Cranz der Badeort der Königsberger, denn es war nur eine knappe Stunde entfernt und lag malerisch am Übergang der Steilküste zur Kurischen Nehrung. In russischer Zeit hat der 13.000 Einwohner beheimatende Badeort viel von seinem Charme eingebüßt, dennoch es ist er immer noch beliebter Ausflugsort der Königsberger.

Rauschen
Das 10.000 Einwohner große Seebad Rauschen stand lange im Schatten des mondäneren Seebads Cranz. Cranz lag auch bedeutend näher an Königsberg und war durch die Eisenbahn schneller erreichbar. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erlangte das dann russisch gewordenene Swetlogorsk größeren Ruhm. Liegt Rauschen auch sehr wildromantisch oberhalb einer hohen Steilküste, die man damals wie heute mittels einer Seilbahn bezwingen kann, um zum Strand, an dem seit eh und je häufig Bernstein angeschwemmt wird, zu gelangen.

Stallupönen
Die Kreisstadt Stallupönen (wurde in der Nazizeit in das “deutscher” klingende “Ebenrode” umbenannt) war Zentrum eines der östlichsten Kreise Ostpreußen (u.a. lag das Gestüt Trakehnen im Kreis). Nach 1945 wurde die Stadt Stallupönen russisch und in Nesterow umbenannt. Der nur noch 5.000 Einwohner zählende Ort liegt gerade einmal zwölf Kilometer von der litauischen Grenze entfernt, an der ehemaligen Reichsstraße 1 nach Berlin und Aachen.

Ragnit
Ragnit heißt heute russisch Neman, so wie der Fluss Memel, an der die fast 12.000 Einwohner große Stadt liegt. Die Stadtgründung geht auf eine prussische Burg zurück, die später vom Deutschen Orden übernommen wurde und 1829 abbrandte. Heute liegt die Stadt mit der markanten Burgruine an der russisch-litauischen Grenze.

Straßenzüge in der “Siedlung Heerstraße”

Die Siedlung Heerstraße, erbaut 1919-1926 ist schon sehenswert an sich, doch an dieser Stelle wollen wir hauptsächlich auf die Geschichte der Orte eingehen, dessen Namen Pate für die Straßen in der Siedlung standen. Die Gemeinnützige Baugesellschaft Berlin-Heerstraße sollte hier zwischen Grunewald und Heerstraße Reihen- und Doppelhäuser für Beamte errichten. Bauherr war Bruno Möhring, erste Planungsentwürfe gehen auf Max Taut zurück. In den über 200 Häusern lebte die Gartenstadtidee jener Zeit auf, 1921 wurde ein Siedlerverein gegründet – der heute älteste Deutschlands.

Lötzen
Die Stadt 
Giżyckowie Lötzen auf polnisch heute heißt, liegt direkt am malerischen Löwentinsee. Das ist auch der Hauptgrund, warum die etwa 30.000 Einwohner zählende ehemalige Kreisstadt touristisch in den Masuren recht bedeutend ist. Sehenswert sind heute noch das Schloss und Reste der Festungsanlagen. Der polnische Ortsname geht übrigens auf den Nachnamen eines evangelischen Pfarrers im 19. Jahrhundert zurück, der sich sehr für die Etablierung der polnischen Sprache und Kultur in den Masuren zu deutschen Zeiten einsetzte.
Boyen (Boyenallee) ist übrigens der Name einer zwischen 1847 und 1855 errichteten preußischen Festung in Lötzen.


Marienburg
Etwa 60 Kilometer südlich von Danzig liegt die trutzige Ordensburg Marienburg, heute polnische Malbork am Fluss Nogat. Zwischen 1309 und 1454 erbaut ist sie bis heute der größte Backsteinbau Europas. Die Burg ist heute Weltkulturerbe. Benachbart liegt die ehemalige Kreisstadt Marienburg, in der heute fast 40.000 Einwohner wohnen. Der Ort markiert die Grenze zu Ostpreußen und liegt an der historischen Ostbahnverbindung Berlin-Königsberg.

Neidenburg
Etwa 15.000 Einwoher zählt die ehemalige Kreisstadt am Süden des Ostpreußischen Oberlandes, am namensgebenden Fluß Nida gelegen. Heute heißt Neidenburg polnisch Nidzica und liegt unweit zur Grenze der Hauptstadtswojewodschaft Masowien. Neidenburg wurde im Ersten und im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, es sind noch das Rathaus und die Pfarrkirche erhalten. Die wiederaufgebaute Ordensburg ist ebenfalls sehenswert.

Soldau
Heute polnisch Działdowo, 21.000 Einwohner ist historischer Eisenbahnknotenpunkt, unweit Neidenburg. Die Stadt wurde, obwohl nach dem Ersten Weltkrieg die Volksabstimmung positiv für Deutschland ausfiel, aufgrund ihrer strategischen Lagen als Eisenbahnkreuzung im sog. “Korridor” zwischen Königsberg und Berlin an Polen übergeben. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie kurzfristig wieder Deutsch. Die Stadt wurde stark zerstört.

Frauenburg
Das polnische Frombork ist Grenzstadt zur russischen Oblast Kaliningrad. Damals wie heute ist es bekannt für seinen Dom aus dem 14. Jahrhundert, in dem Nikolaus Kopernikus sein Weltbildparadigmen entwicklen. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt so stark zerstört, dass sie bis 1959 ihre Stadtrechte verlor. Noch heute wohnen kaum 4.000 Einwohner hier – Hauptanziehungspunkt bleibt aber die Kathedrale auf einem Hügel oberhalb des Frischen Haffs.

Willenberg
Am südlichen Rand der Masuren liegt die knapp 2.600 große Gemeinde Willenberg. Vor dem Zweiten Weltkrieg war das heute polnische Wielbark Grenzstadt zwischen dem deutschen Ostpreußen und dem polnische Masowien. In beiden Weltkriegen kam es zu erheblichen Zerstörungen. Heute liegt unweit Willenbergs der internationale Flughafen der Masuren.


Kurland
Im Gegensatz zu anderen Straßen in der Siedlung ist hier keine ostpreußische Stadt Namensgeber. Kurland ist die historische Bezeichnung einer der vier Regionen Lettlands im Baltikum. Der Name Kurland (wichtige Städte Mitau und Libau) ist aber, ebenso wie Ostpreußen, eng mit der Geschichte des Deutschen Ordens verknüpft.

Die Straßen im Ostpreußenviertel

und denkmalgeschützte Häuser an den Straßen


Wer vom S-Bahnhof Heerstraße zum Teufelsberg läuft, dem fällt auf, dass die Straßen links und rechts der Teufelsseechaussee Namen von Städten tragen, die vertraut klingen, aber die kaum jemand mehr kennt. Das liegt daran, dass die Straßen der Siedlung Heerstraße und der Wohnquartiere hoch bis zur Havel und zum Olympiastadion während ihrer Bauzeit (1914-1939) nach ostpreußischen Orten und Städten benannt wurden, die heute zu Polen oder Russland gehören.  Wir möchten an dieser Stelle etwas über die Geschichte der ostpreußischen Namenspatronen der Straßen rings um den Teufelsberg schreiben und kurz umreißen, was der geneigte Ausflügler an interessanten Häusern und Plätzen im Westend finden kann. Wesentlich ausführlicher nachlesen können Sie interessante Geschichte(n) zu den Straßen, Häusern und früheren Bewohnern des Ostpreußenviertels in meinem im Frühjahr 2013 im Pharus-Plan-Verlag erscheinenden Stadtteilführer.

Straßenzüge nördlich der Heerstraße

 

Sensburger Allee
Name seit dem 16. Januar 1925, vorher Straße 17
In der Sensburger Allee im Westend 
ist in der Nr. 25 das Haus der Bildhauers Georg Kolbe zu besuchen, heute ein Museum der Bildhauerei. Im ehemaligen Atelierhaus Kolbes gleich nebenan ist heute das gemütliche Kunstcafé K untergebracht. Weitere sehenswerte und denkmalgeschützte Bauten sind das Haust Nr. 5a, erbaut von Sami Mousawi 1968; das Haus Nr. 3, das ehemalige Verbindungshaus der Thuringia (Architekt: Fritz Freymüller, 1930). Haus Nr. 7, 1937 vom Architekten Kurt Bornemann errichtet; das Haus Nr. 19a “Müllerburg” genannt sowie die Typenhäuser des Reichsarbeitsdienstes (1941 errichtet) – Nr. 1, 8 und 10.

Pillkaller Allee
Name seit dem 16. Januar 1925, vorher Straße 13


Foto links: Georg-Kolbe-Museum, Sensburger Allee 25

Fotos unten: Typenhäuser des Reichsarbeitsdienstes, erbaut 1941 in der Sensburger Allee.

Mohrunger Allee

Name seit dem 16. Januar 1925, vorher Straße 12. Sehenswert ist das Haus von der Schulenburg in der Nr. 2a, errichtet 1935 unter der Leitung des Architekten Heinrich Schweitzer.

Sarkauer Allee
Die Sarkauer Allee heißt seit dem 26. Juli 1927 so, davor hieß sie Straße Nr. 3.

Tannenbergallee
Aufgrund der Schlacht bei Tannenberg erhielt auch die Berliner Straße ihren Namen im Herbst 1914. Sehenswert ist die Friedenskirche (Hausnr. 6) von 1932 und das Wohnhaus von Hans Poelzig (Architekt) in der Nr. 28.  Die Friedenskirche wurde von Emil Fangmeyer in den Jahren 1928-1932 entworfen. Für den Bau verwandte man ein altes Ateliergebäudes, das 1916 von Georg Schmidt für einen Bildhauer Wandschneider errichtet wurde. Das Atelier wurde bereits ab 1926 von der evangelischen Gemeinde Heerstraße als Notkirche genutzt.Insterburgallee
Die Berliner Insterburgalle bekam 1914 bzw. im Teil nördlich der Heerstraße 1923 ihren Namen, davor hieß sie Straße 14.

Tapiauer Allee
Die Tapiauer Allee unterhalb der Terrassenhäuser heißt seit dem 26. Juli 1921 so, davor hieß sie Straße 45a.

Foto links: Insterburgallee


Straßenzüge südlich der Heerstraße

Lyckallee

Die Lyckalle erhielt noch während des Ersten Weltkrieges ihren Namen und sollte damit an die deutsch-russischen Kämpfe in den Masuren erinnern. Sehenswert sind die denkmalgeschützten Häuser Nr. 6, 14/16, 30, 32, 34, 42, 44 und 45.
Das Wohnhaus Lyckallee 6 wurde von Fritz Klingholz entworfen und 1914 erbaut (Bild unten links). Klingholz war Architekt vieler deutsche Bahnhöfe, so z.B. des Empfangsgebäudes des S-Bahnhofs Schöneberg und der Koblenzer, Wormser, Wiesbadener und Lübecker Hauptbahnhöfe.

Das Haus 30 wurde für die Naamloose Vennootschap voor Bankcommissiezaken en Beheer aus Amsterdam erbaut. Der Architekt war 1929–30 Fritz Marcus. Heute befindet sich hier der Kindergarten der privaten Scheleschule.

Im Haus 34, das 1935–36 von Otto Kuhlmann (u.a. Erbauer der Ev. Johanniskiche Lichterfelde und des Rathauses in Erkner) wohnte damals der  Fabrikant Friedrich Wehrmann. Das Haus 42, welches 1921–22 unter der Leitung von Hans Liepe errichtet wurde, ließ 1932 der Fabrikant Hans Raether (seit 1908 Mitglied der antroposophischen Bewegung Rudolf Steiners) großzügig umbauen. Das Haus 44 Ecke Johannisburger Allee wurde ebenfalls 1921–22 von Hans Liepe entworfen und 1936–37 für den Fabrikanten Bernhard Lamparsky (Obstkonserven Werder) umgebaut (Bild unten rechts). Gegenüber liegt das Haus 45, das 1936 von Heinz Scheidling für Theaterdirektor Hans Wölffer errichtet.

Ortelsburger Allee
Die Ortelsburger Allee ist wohl zwischen 1914 und 1916 in Erinnerung an Schlachten im Ersten Weltkreig so benannt worde.

Johannisburger Allee
Die Johannisburger Allee heißt seit 1925, bzw. die Kurve bis zur Tapiauer Allee seit 1959 so. Denkmalgeschützt ist das Haus Nr. 12, erbaut um 1937.

Hohensteinallee
Die Berliner Straße wurde 1923 benannt, sehenswert ist das denkmalgeschützte Haus Nr. 4 (erbaut um 1936).


Kranzallee
Die Kranzallee trägt seit 1923 ihren Namen, der übrigens falsch geschrieben ist, denn das Seebad in Ostpreußen hieß seit 1893 Cranz mit C. Bemerkenswert sind in der Kranzallee die vielen denkmalgeschützten Häuser: Nr. 8-10, 13, 19, 23, 24, 29 und 36.

Die Terrassenhäuser zwischen Kranzallee und Tapiauer Allee wurden 1969-1972 von der Degewo erbaut, Architekten waren Jan und Rolf Rave: Sie bestehen aus elf Häuserzeilen auf 4-5 Geschossen mit insgesamt 53 Eigentumswohnungen.
Gegenüber liegt an der Kranzallee 8/10 die Remise und das Wohnhaus für Angestellte der einstigen Villa d’Avance, die 1923–24 von Harry Rosenthal errichtet wurden. Der Bauherr des Anwesens war der Bankier George D’ Avance.
Das Haus 13 war langezeit das Pfarrhaus der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Heerstraße (Bild unten links). Es wurde 1928–29 von Erich Blunck errichtet, heute sind Eigentumswohnungen im alten Pfarrhaus. Das Haus Kranzallee 19 wurde 1932–33 von Günther Werner-Ehrenfeucht für seine Schwägerin Lucy Werner-Ehrenfeucht entworfen, beide liegen auf einer gemeinsamen Grabstätte auf dem Waldfriedhof Dahlem. Das Haus 23 wurde 1928–30 unter der Leitung des Architekten Heinrich Möller für den Fabrikanten Max Seidel errichtet (Bild unten rechts).

Die Häuser Kranzallee 40, 42, 44, 46, 48, 50, 52 und 54 wurden 1958 von Rudolf Ullrich, Alfred Gellhorn und Leo Lottermoser für Angehörige der britischen Militärregierung entworfen.


Rauschener Allee
Die kurze Allee heißt seit 1925 nach Rauschen, davor war es die Straße 46.

Stallupöner Allee
Sehenswert in der Stallupöner Allee, die seit 1923 so heißt, ist das “getarnte” Haus Nr. 19-23 des ehemaligen Mittelwellensenders (nach dem Krieg des Sender Freies Berlin), dessen Sendemasten 2006 abgerissen wurde. Das Haus wurde als Verstärkeramt für Telefongespräche mit einer Bunkeranlagen und einem Wohnhaus für die Reichspostdirektion 1935-1936 unter der Leitung des Architekten Hans Wolff-Grohmann errichtet (Bild unten links). Der RBB verkaufte das Sendergrundstück samt Haus und Bunker 2011. Auch bemerkenswert ist das Haus Nr. 37 (Bild unten rechts), das 1937 von Egon Eiermann entworfen wurde. Eiermann war Schüler von Hans Poelzig (s. Tannenbergallee) und Weggefährte von Walter Gropius und Mies van der Rohe. Wichtige Bauten: u.a. die neue Gedächtniskirche und der Lange Eugen, ein Bonner Abgeordnetenhaus.

Ragniter Allee
Die Straße im Westend heißt seit 1925 so, vorher war es die Straße 43.

Straßenzüge in der “Siedlung Heerstraße”
Die Gemeinnützige Baugesellschaft Berlin-Heerstraße sollte hier zwischen Grunewald und Heerstraße Reihen- und Doppelhäuser für Beamte errichten. Bauherr war Bruno Möhring, erste Planungsentwürfe gehen auf Max Taut zurück. In den über 200 Häusern lebte die Gartenstadtidee jener Zeit auf, 1921 wurde ein Siedlerverein gegründet – der heute älteste Deutschlands. Seit etwa 1921-1925 heißen auch die Straßen in der denkmalgeschützten Siedlung nach ostpreußischen Orten. Die meisten Siedlungshäuser wurden zwischen 1919 und 1926 errichtet.

Historische Fotos aus Gorgas, Kurt (1929): Die Gemeinnützige Baugesellschaft Berlin-Heerstraße. Berlin: Balczus Verlag.

Ostpreußenviertel

Das Ostpreußenviertel im Berliner Westend
Wer vom S-Bahnhof Heerstraße zum Teufelsberg läuft, dem fällt auf, dass die Straßen links und rechts der Teufelsseechaussee Namen von Städten tragen, die vertraut klingen, aber die kaum jemand mehr kennt. Das liegt daran, dass die Straßen der Siedlung Heerstraße und der Wohnquartiere hoch bis zur Havel und zum Olympiastadion während ihrer Bauzeit (1914-1939) nach ostpreußischen Orten und Städten benannt wurden, die heute zu Polen oder Russland gehören.  Wir möchten an dieser Stelle etwas über die Geschichte der ostpreußischen Namenspatronen der Straßen rings um den Teufelsberg schreiben und kurz umreißen, was der geneigte Ausflügler an interessanten Häusern und Plätzen im Westend finden kann.

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Sensburger Allee Ecke Insterburgallee, Winter 2012 und Haus Sensburger Allee 3

LG Heimkinosystem test 2018

LG Heimkino LHB336 Rückblick

  • Lautsprechersystem: 5.1 Multiroom Soundbar (1000 Watt)
  • Anschlüsse: HDMI out, Optical In, LAN (RJ45), USB
  • Formate: DTS-HD, Dolby True HD, Dolby Digital Plus, WMV, MKV, MP4, MPEG2, MPEG4 AVC H.264, MP3/ID3Tag, WMA, JPEG, GIF, PNG und weitere

PROS / Dieses LG Heimkino spielt Inhalte aus fast jeder Quelle ab, von der Disc über das Internet bis zum iPod und iPhone.

CONS / Das Soundsystem konnte ein Upgrade von 5.1 Kanälen auf 7.1 vertragen.

VERDICT / Dieses Gerät hat alle richtigen Teile an den richtigen Stellen und ist eine würdige Wahl, aber nicht die einzige.

Anmerkung der Redaktion: Dieses Produkt wurde aus unserem Side-by-Side-Vergleich entfernt, da es nicht mehr verfügbar ist. Sie können unsere ursprüngliche Rezension weiter unten lesen, aber Top Ten Reviews aktualisiert die Informationen zu diesem Produkt nicht mehr.

Der Kauf eines Heimkinos in einer Box ist eine kluge Entscheidung für Menschen, die ein theaterähnliches Erlebnis in den eigenen vier Wänden wünschen. Das LG Home Theater LHB336 ist ein solches Produkt, das alles bietet, was Sie brauchen, um Ihren Fernsehraum in einen Kinoraum zu verwandeln, der Ihren Lieblingsfilmen und -sendungen würdig ist. Der integrierte Blu-ray-Player, die Lautsprecher und die Content-streaming-Fähigkeiten machen dieses Produkt zu einer besonderen Klasse von Heimkinos in einer Box, die im wahrsten Sinne des Wortes alles bietet, was Sie brauchen und mehr.

Preisgestaltung

Die Bedeutung eines integrierten Blu-ray-Players in einem Heimkino in einem Boxsystem ist kaum zu überschätzen. Wenn Sie zwischen $500 und $1.000 für ein Heimkinosystem ausgeben, sollte dieses System wirklich alles enthalten, was Sie zum Anschauen von Filmen benötigen. LG versteht das und hat einen eigenen Blu-ray-Player in sein LG Home Theater LHB336 integriert. Viele kleinere Systeme lassen diese Funktion aus.

Integrierte Blu-ray ist nur der Anfang des LG Home Theater LHB336 Video-Funktionen. Das System integriert eine Vielzahl von Streaming-Diensten direkt in seine Benutzeroberfläche. Dienste wie Netflix, Vudu, Pandora, Hulu, YouTube und CinemaNow sind sofort verfügbar. Bisher musste man, wenn man Internet-Video sehen wollte, einen Laptop über ein S-Video-Kabel an den Fernseher anschließen. Das Einbinden von Streaming-Diensten direkt in den AV-Receiver des Systems macht dieses System umso attraktiver.

Eine weitere Sache zu erwähnen, über die LG Home Theater LHB336 Video-Funktionen ist, dass es mit Apple-Geräten wie dem iPhone und iPod funktioniert. Wenn ein iPod an den AV-Receiver angeschlossen ist, haben Sie die Möglichkeit, Inhalte abzuspielen und Ihr iOS-Gerät über die Benutzeroberfläche des LG-Systems zu steuern.

Audio-Leistung

Video ist nur die Hälfte der Geschichte mit dem LG Home Theater LHB336, seine Sound-Fähigkeiten sind ebenso wichtig. Das System bietet Ihnen einen Center-Lautsprecher, zwei Frontlautsprecher, zwei Satelliten-Lautsprecher und einen Subwoofer. Die Aufstellung dieser Lautsprecher im Raum, den Sie für Ihr Heimkino wählen, ist sehr intuitiv. Eine Sache, die fast jeder beim ersten Einsatz des Systems bemerkt, ist, wie scharf und klar der Klang der Lautsprecher ist und wie tief und satt sich der donnernde Bass des Subwoofers anfühlt.

Die Lautsprecher arbeiten nach dem 5.1-Kanal-Standard. Dieser Standard gibt es schon seit einiger Zeit, und es gibt eine erweiterte Option im 7.1-Kanal-Standard. Allerdings gibt es nicht viele Filme oder Fernsehsendungen, die alle verfügbaren 7.1-Surround-Sound-Kanäle nutzen. Während wir möchten, dass das LG Home Theater LHB336 die neuesten und größten haben, sind wir bereit, es etwas locker in dieser Abteilung zu schneiden, weil wenig durch seine Verwendung von nur 5,1 Kanäle verloren geht.

Weitere Informationen zur Sound-Front: Das LG Home Theater LHB336 nutzt jeden Geschmack von Dolby Digital Sound. Dolby Digital, Digital Plus, Pro Logic II, TruHD und DTS spielen perfekt über die Surround-Sound-Lautsprecher des LG Home Theater LHB336.

Zusammenfassung

Wenige Leute würden argumentieren, dass das LG Home Theater LHB336 ein schlechter Kauf ist. Es ermöglicht Ihnen die Wiedergabe von Inhalten aus fast jeder Quelle, einschließlich Blu-ray, Internet-Streaming und sogar Ihrem iPod oder iPhone. Auch in der Audioabteilung ist das kein Problem, obwohl es LG nicht schaden würde, das System auf 7.1 Kanäle aufzurüsten. Sogar noch, ist es ein großes Produkt unter vielen großen Heimkino in einem Kastensysteme.

Teufelsberg geschichte

Kleine Teufelsberg-Geschichte

Im Nationalsozialismus – Wissenschafts-Campus für die Rüstung
Dort wo sich heute der Teufelsberg befindet, sollte – so war es unter den Nationalsozialisten im Rahmen ihrer Ideen für die „Welthauptstadt Germania“ geplant – eine Hochschul-Stadt entstehen. Mit dem ersten Gebäude wurde schon vor dem Krieg angefangen: von 1937 bis 1940 wurde der Rohbau für eine Wehrtechnische Fakultät errichtet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg – die Berliner erobern ihren Berg

Die Überresteeste des Fakultäts-Rohbaus wurden zwischen 1950 und 1972 mit bis zu 800 LKW-Ladungen Trümmerschutt täglich verfüllt. Die Trümmer von etwa einem Drittel aller in Berlin zerstörten Häuser liegen unter dem Teufelsberg. Ab 1972 wurde das gesamte Gelände renaturiert und mit Bäumen bepflanzt. Das Areal des Teufelsbergs wurde sofort nach der Renaturierung von den Berliner als Sportareal angenommen. Nicht nur einen Kletterturm (des Deutschen Alpenvereins) gibt es hier, zuweilen wurde sogar richtiger Wintersport betrieben, es gab eine Rodelbahn, einen Skihang, eine Sprungschanze und sogar einen Schlepplift – dieser musste aber 1972, weil er die Funksignale der Alliierten störte – abgebaut werden. Zur 750-Jahr-Feier Berlins 1987 wurde am Teufelsberghang sogar ein Weltcup im Slalom veranstaltet. Auch noch heute gibt es eine Skiabfahrt, auf der sich bei viel Schnee die Berliner Wintersportler tummeln. In den 1970er- und 1980er-Jahren wurde am Südhang des Teufelsberges Wein angebaut, aus dem das „Wilmersdorfer Teufelströpfchen“ gekeltert wurde. 1984 wurde der Rebhang verlegt und befindet sich nun am Eisstadion Wilmersdorf. Jährlich wurden 250kg Trauben (u.a. Weißer Riesling) geerntet und zu 120 Liter Wein verarbeitet.

Während des “Kalten Krieges” – Horchposten auf dem “T’Berg”

Aber nicht nur die Freizeitbegeisterten entdeckten den Teufelsberg. Schon 1957 okkupierte die US-Armee den Berggipfel – denn als höchstgelegene Erhebung in Westberlin – war er ein hervorragender Standort für eine Abhöranlage. Ursprünglich wollte man nur mit mobilen Radargeräten die Luftkorridore zwischen Westberlin und Westdeutschland kontrollieren. Doch bald erkannten die Geheimdienste das weitaus größere Potential des Standorts: Über fünf Antennenkuppeln (die höchste – der große Radarturm – ist 69 m hoch) konnten NSA und RAF Flug- und Funkverkehr bis etwa 600 km weit hinter den Eisernen Vorhang überwachen. Neben dem Teufelberg (im US-Jargon “T’Berg” genannt) gab es noch Abhöranlagen in Marienfelde, am Flughafen Tempelhof und am Flugplatz Gatow. Die Anlagen dienten als Teil des weltweiten US-Spionagenetzes „Echelon“. Shuttlebusse brachten die Soldaten von ihren Kasernen (die Engländer kamen aus Gatow – heutige General-Steinhoff-Kaserne, die Amerikaner meist aus den Andrews-Baracks und den McNair-Baracks in Lichterfelde) zur Arbeit bis hier her. Aber es gab auch einen großen Parkplatz für die höheren Angestellten. Es gab drei Schichtwechsel, zu denen die Busse hier auf dem Vorplatz ankamen. Man arbeitete rund um die Uhr – von 8-17h, 17-23h und 23-8h. Zeitzeugenberichte sprechen von 800 – 1500 täglich eingesetzten Soldaten. Die Soldaten mussten 9 Stunden (ohne Tageslicht, denn die Bürogebäude hatten keine Fenster, damit man von außen nicht sehen konnte, was innen vor sich ging) durcharbeiten, selten mit längerer Pause.

Der Fall Yildirim

Bis 2003 saß der Türke Hüseyin Yildirim in US-Haft, bekannt unter dem Decknamen Blitz. Er arbeitete für die Stasi und war als Kfz-Mechaniker in der US-Kaserne in Lichterfelde tätig. Er selbst hatte den Teufelsberg zwar nie betreten, schloss aber als Kfz-Mechaniker Freundschaft mit vielen hier stationierten Soldaten und verkaufte geheime Informationen an Ostberlin. 1988 wurde er verhaftet. Ein Zeuge des Prozesses meinte, die Stasi hätte es nicht so kompliziert machen müssen, denn hatte man erstmal eine Zugangsberechtigung zum Teufelsberg, dann was Stehlen einfacher als in einem Buchladen – auf dem Teufelsberg galt die Devise “Vertrauen ist besser als Kontrolle”.

Nach dem Abzug der Alliierten bis heute

Als nach dem Ende des Kalten Krieges die Westalliierten niemanden zum Abhören mehr hatten, zogen bis Oktober 1992 Amerikaner und Briten vom Teufelsberg ab. Vor dem Mauerfall war sogar noch geplant, bis 1995 die Anlage zu modernisieren und auszubauen. Der Berliner Senat suchte alsbald nach Möglichkeiten einer zivilen Nachnutzung des Areals: Der Berliner Senat verkaufte nach einer Ausschreibung 1996 das fast 15.000 m² große Gelände für 5,2 Mio. DM an eine Kölner Investorengemeinschaft. Diese wollte ein Tagungshotel, luxoriöse Loft-Wohnungen und mondäne Stadtvillen, ein kleines Museum zum kalten Krieg und ein Ausflugslokal auf dem Berggipfel errichten, Fertigstellung sollte 2002 (wie die Bautafel am Eingang zeigt) sein. Das Luxusprojekt scheiterte an Protesten und Klagen von Anwohnern und Naturschutzverbänden und den immer höher werdenden Baukosten. Einzig fertiggestellt wurden eine im 2.OG des amerikanischen Betriebs- und Radargebäude befindliche Muster-Loftwohnung sowie am östlichen Rand des Areals einige Fundamente (u.a. für Stadtvillen und ein Parkhaus).

Abbildung: Lageplan des Teufelsberg-Geländes (zum Vergrößern bitte auf die Karte klicken)

Ideen für die Zukunft

Das Areal wurde bis 2003 bewacht, aus Kostengründen wurde aber die Bewachung eingestellt. Seitdem wurde der Zaun immer wieder aufgeschnitten, Metalldiebstahl und Vandalismus waren nur schwer zu verhindern. Weil fristgerecht die Bauarbeiten bis 2004 nicht abgeschlossen werden konnten, wurde das Gelände als Baugebiet 2006 entwidmet wurden und ist jetzt im B-Plan als Waldgebiet ausgewiesen – weitere Baumaßnahmen sind damit verboten.

Der jetzige Eigentümer gab am 15. Februar 2011 bekannt, er würde gerne alle Gebäude der Abhöranlage erhalten, unter Denkmalschutz stellen, aber entkernen und ein Ausflugslokal, ein Spionagemuseum einrichten sowie in den restlichen Gebäuden seine ursprüngliche Idee von Loftwohnungen verwirklichen.

Im Moment leben in den Sommermonaten eine kleine Künstlerkolonie auf dem Gelände und das Gelände wird durch einen Sicherheitsdienst bewacht. Seit dem 13. Februar 2011 besteht durch unsere Führungen erstmals seit Bestehen des Teufelsberges für alle Berliner die Möglichkeit, das Gelände legal zu besuchen.